Einige Bildungsorganisationen sind gegen die vom tschechischen Bildungsminister Mikuláš Bek (STAN) vorgeschlagenen Änderungen des Fremdsprachenunterrichts in der Grundschule, die ihrer Meinung nach mehr schaden als nützen werden. Sie fordern daher das Ministerium auf, die Verpflichtung zum Unterricht einer Fremdsprache ab der dritten Klasse und einer weiteren Fremdsprache spätestens ab der achten Klasse beizubehalten. Im Sommer hatte Bek einen Vorschlag vorgelegt, der vorsieht, dass die Schüler ab der ersten Klasse eine Fremdsprache und ab der sechsten Klasse eine weitere Fremdsprache lernen müssen.
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Bek sagte im Sommer, er werde sich im Zusammenhang mit der Überarbeitung des Bildungsrahmenprogramms (RVP) unter anderem dafür einsetzen, dass die Schüler mindestens ab der ersten Klasse Englisch, und ab der sechsten Klasse eine zweite Fremdsprache wie Deutsch, Französisch oder Spanisch lernen müssen. Gleichzeitig solle das Englischniveau für Schüler der neunten Klasse von A2 auf B1 angehoben werden.
Derzeit ist der Unterricht in einer ersten Fremdsprache ab der dritten Klasse und in einer zweiten Fremdsprache spätestens ab der achten Klasse Pflicht. Nach den neuen Lehrplänen könnten die Schulen ab dem nächsten Schuljahr freiwillig mit dem Unterricht in der ersten und sechsten Klasse beginnen, so das Nationale Institut für Bildung (NPI ČR), das mit dem Ministerium an der Überarbeitung arbeitet. Der verpflichtende Unterricht in diesen Klassen würde im September 2027 beginnen und in allen Klassen ab September 2029, sehen die neuen Pläne vor.
Die Grundschulen seien jedoch nicht bereit für die Änderung des Fremdsprachenunterrichts, warnten die Organisationen EDUin, SKAV, der Verband der Grundschulleiter (AŘZŠ ČR), die Elternvereinigung, die Stiftung "Wir verhelfen den Schulen zum Erfolg" der Kellner Family Foundation (KFF) und der Verband der Fremdsprachenmethodiker AMATE. Ihrer Meinung nach kann die Vorbereitung dafür nicht einmal bis 2027 abgeschlossen sein.
Fachkräftemangel in den Schulen
Die Organisationen weisen darauf hin, dass es in den Grundschulen an spezialisierten, d. h. zugelassenen Fremdsprachenlehrerinnen und Fremdsprachenlehrern mangelt. Laut dem Jahresbericht der tschechischen Schulaufsichtsbehörde (ČŠI) für 2022/2023 wurde der Fremdsprachenunterricht in mehr als der Hälfte der Grundschulen auch von nicht zugelassenen Lehrkräften erteilt. Die Organisationen sind sich einig, dass die Qualität des Fremdsprachenunterrichts gestärkt und verbessert werden muss, aber die vorgeschlagenen Maßnahmen werden dies allein nicht bewirken.
Nach Angaben der Organisationen haben die Lehrkräfte der ersten Klasse, die Fremdsprachen unterrichten, keine obligatorische didaktische Ausbildung. Die ČŠI-Daten zeigen, dass der unqualifizierte und unausgebildete Unterricht auch mit einer geringeren Qualität zusammenhängt. Die Verlagerung des Fremdsprachenunterrichts von der ersten Klasse an wird ihrer Meinung nach das Problem der Qualität des Unterrichts verschärfen. Sie sind auch nicht mit der Anhebung des Ausgangsniveaus der Sprachkenntnisse einverstanden.
Der Mangel an qualifizierten Lehrerinnen und Lehrern mit bestimmten Qualifikationen bzw. Spezialisierungen in einem bestimmten Fach, wird schon seit langem diskutiert. Das Bildungsministerium plant, die aktuelle Situation im November mit einer Umfrage zu ermitteln.
Im Gegensatz zum vorherigen Lehrplan, der seit 2005 gilt, legt der geplante Lehrplan nicht fest, was in den einzelnen Klassenstufen gelehrt werden soll, sondern beschreibt, was die Schüler am Ende wissen sollen. Die Schulen sollen ihre eigenen Lehrpläne auf der Grundlage dieser Vorgaben erstellen, was zu großen Unterschieden führen kann. Die Regierung von Premier Petr Fiala (ODS) hat in ihrer Programmerklärung Änderungen im Bildungsbereich versprochen. Seit 2016 wird über die akute Notwendigkeit einer Überarbeitung der aktuellen Rahmenlehrpläne gesprochen.
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