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03 Nov
Energieriese ČEZ könnte unter neuer Regierung vollverstaatlicht werden

Die ČEZ-Gruppe deckt etwa 75 Prozent der Stromerzeugung in Tschechien ab. Zu ihr gehören Kohlekraftwerke und Heizwerke im ganzen Land, die Kernkraftwerke Temelín und Dukovany sowie eine Reihe weiterer Energiequellen. Gerade über die Produktion von ČEZ will die künftige Regierung die hundertprozentige Kontrolle übernehmen. Dabei könnte es sich auch um eine Verstaatlichung der gesamten ČEZ handeln, meinte der Vize-Vorsitzende der ANO-Bewegung und Kandidat als Industrieminister, Karel Havlíček.

Kernkraftwerk Dukovany

Bild: ČEZ

Dieser Schritt soll laut der kommenden Regierung Investitionen in weitere Ressourcen erleichtern, Vermögenswerte sichern und in Krisenzeiten Einfluss auf die Energiepreise gewährleisten. "ČEZ kann alle Minderheitsaktionäre vollständig aufkaufen und anschließend überlegen, ob es einen Teil davon wieder an die Börse bringt", erklärte Havlíček. Sollte sich die neue Regierung entscheiden, nur den Produktionsbereich zu verstaatlichen, könnten im anderen Bereich Unternehmen verbleiben, die sich auf Verteilungsnetze oder den Energieverkauf konzentrieren. Wie es genau aussehen wird, ist jedoch noch unklar.

Die kommende Regierung will die Minderheitsaktionäre direkt mit Geldern von ČEZ auszahlen. Wie viel dieser Schritt kosten würde, hat Havlíček nicht präzisiert, zuvor schätzte er den Betrag auf rund 250 Mrd. Kronen (1,03 Mrd. Euro). "ČEZ verfügt über genügend Barmittel, um die Anteile aufzukaufen. Es stimmt allerdings, dass es in den folgenden Jahren keine Dividenden geben würde", fügte er hinzu.

Der Prozess der Verstaatlichung der Produktion von ČEZ hat laut Havlíček de facto bereits begonnen. "Die Investitionen in die Kernenergie gehen an das Unternehmen Elektrárna Dukovany II, das bereits vom Staat kontrolliert wird. Und jede weitere Großinvestition, zum Beispiel Temelín, muss genauso erfolgen, das heißt, der Staat erhält die volle Kontrolle über neue Projekte. Ganz zu schweigen davon, dass die Regierung den Rückkaufpreis festlegt und die Rentabilität der Investition garantiert", schrieb Havlíček auf X. "Die große Energiewirtschaft wandelt sich in ganz Europa von einem marktwirtschaftlichen zu einem regulierten Geschäft. Daher ist es logisch, dass sich auch die Eigentumsverhältnisse der Kraftwerke daran anpassen müssen", fügte er hinzu.

Nationaler Haushaltsrat warnt vor Verstaatlichung

ČEZ zahlt dem Staat jährlich Milliarden an Dividenden - im vergangenen Jahr knapp 18 Mrd. CZK (740 Mio. Euro). "Die Verstaatlichung von ČEZ ist meiner Meinung nach teuer und unnötiger Unsinn. Abgesehen davon, dass sie dem Staat für viele Jahre Dividenden von ČEZ vorenthält und dramatische negative Auswirkungen auf den Kapitalmarkt und auf ČEZ und seine Investitionsfähigkeit haben wird, bringt sie nichts", meinte der Vorsitzende des Nationalen Haushaltsrats (NRR), Mojmír Hampl.


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