Die politischen Spitzen der Tschechischen Republik begingen gemeinsam mit der Armee den Siegestag traditionell vor dem Nationaldenkmal auf dem Veitsberg (Vítkov) in Prag. In seiner Rede während der Gedenkfeier zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs in Europa hob Präsident Petr Pavel die Hilfe für die Ukraine hervor; er sagte, dass dasselbe von den tschechoslowakischen Verbündeten im Jahr 1938 erwartet wurde. Premier Petr Fiala (ODS) würdigte "die Menschen, die im Zweiten Weltkrieg für die Freiheit gekämpft und sich nicht einem Diktator gebeugt haben". ANO-Chef Andrej Babiš erinnerte an den "Wert der Freiheit und daran, dass Frieden niemals eine Selbstverständlichkeit ist". Den Feiertag nutzten auch die Rechtsparteien SPD, Trikolóra, PRO und "Svobodní/Die Freien" zu einer Demonstration gegen das Ukraine-Engagement Tschechiens.
Bild: X/Petr Fiala
Präsident Pavel mahnte in seiner Ansprache, dass Geschichte dazu neige, sich zu wiederholen. Er unterstrich, dass es seiner Meinung nach richtig sei, die Ukraine nach dem russischen Einmarsch zu unterstützen und zog Parallelen zur Situation der Tschechoslowakei im Jahre 1938.
"Heute erinnert sich die Tschechische Republik vor allem an den Mut derer, die sich dem Bösen entgegenstellten und für Frieden und Freiheit kämpften", sagte Fiala. "Sie haben sich nicht einem Diktator gebeugt, sie haben ihre Waffen nicht niedergelegt, sondern für einen gerechten und dauerhaften Frieden gekämpft. Frieden, Freiheit und Demokratie sind keine Selbstverständlichkeit - sie zu schützen ist unsere tägliche Aufgabe", fügte er hinzu.
Oppositionschef Babiš erinnerte daran, dass während des Zweiten Weltkriegs Millionen von Menschen auf Schlachtfeldern, in Städten und in Konzentrationslagern starben. "Der heutige Tag sollte uns alle an den Wert der Freiheit erinnern und daran, dass Frieden niemals eine Selbstverständlichkeit ist."
Mit einer Reihe von Veranstaltungen wurde der 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs begangen. Am Nationaldenkmal Vítkov wurde eine Militärparade abgehalten. Die NGO "Paměť národa (Gedächtnis der Nation)" veranstaltete Gedenkveranstaltungen an mehr als 100 Orten in der Tschechischen Republik, während Vertreter von Menschenrechtsorganisationen ein Happening im Zentrum Prags unter dem Motto "Lasst uns die 80 Jahre nicht vergessen" abhielten.
Gegendemonstration rechter Oppositionsparteien
Unter dem Motto "Die Tschechische Republik zuerst" und "Tschechien gegen den Krieg" fand am Siegestag auf dem Prager Altstädter Ring eine Demonstration statt, an der Vertreter von SPD, PRO, Trikolóra und den Freien teilnahmen. Die Organisatoren erklärten, sie wollten nicht in Konflikte hineingezogen werden, die nicht die ihren seien. Die Demonstranten kritisierten ihre politischen Gegner und die steigenden Verteidigungsausgaben. Auf dem Platz der Republik wurde für die Normalisierung der Beziehungen zwischen der Tschechischen Republik und Russland demonstriert.
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