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04 Dec
Agrofert kauft Ammonia und plant neue Produktionsstätte außerhalb Europas

Letzte Woche gab die Agrofert Holding - das Unternehmen, das von Andrej Babiš (ANO), gegründet worden ist - bekannt, dass sie für 290 Millionen Euro (rund sieben Milliarden Kronen) das niederländische Unternehmen OCI Ammonia Holding B.V. gekauft hat, das unter anderem einen Import- und Lagerterminal für Ammoniak in Rotterdam besitzt. Zusätzlich erwägt Agrofert den Bau einer neuen Ammoniakfabrik außerhalb Europas, entweder in Amerika oder im Nahen Osten. 

Bild: Agrofert

Ammoniak als ertragreiche Zukunftsinvestition

"Bis 2030 wird es mit großer Wahrscheinlichkeit, die an Gewissheit grenzt, zu einer grundlegenden Veränderung in der Schifffahrt kommen, was den Kraftstoff betrifft. Zurzeit werden Schiffe mit Schweröl, und ein kleiner Teil mit Gas angetrieben. Diejenigen, die mit Schweröl fahren, beginnen langsam auf Ammoniak umzustellen, das natürlich in den wichtigsten Häfen getankt werden muss", sagte Petr Cingr, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Holding, gegenüber der Nachrichtenagentur ČTK. Rotterdam ist der größte europäische Umschlaghafen, was den Kauf von Ammoniak Sinn verleiht. Agrofert verfügt außerdem noch über einen Ammoniakterminal in Rouen, der noch Teil der Übernahme von Borealis im Jahr 2023 war.

Die Übernahme des niederländischen Unternehmen OCI Ammonia Holding B.V. ist laut Cingr der erste Schritt, damit Agrofert die Düngemittelproduktion fortsetzen kann, der Bau eines Werks außerhalb Europas könnte der nächste sein, so Cingr weiter.

Kein Vertrauen in die Wirtschaftskompetenz der EU

Die Investitionen in eine neue Produktionsanlage würde sich nach seiner Aussage nach auf Hunderte Millionen Euro belaufen. Derzeit verfügt die Holding über keine Produktionsstätte außerhalb Europas, es wäre also die erste ihrer Art, so Cingr. Der Bau würde seiner Aussage nach mindestens vier Jahre dauern. „Derzeit befinden wir uns in der Phase der Machbarkeitsstudie. Je nachdem, wer die besten Bedingungen bietet, würde zum Zug kommen.“, sagte er. „Wir haben uns immer auf Europa konzentriert, und heute sehen wir, dass dies wahrscheinlich die richtige Lösung ist, es ist eine Frage der Risikostreuung. Wir sind jedoch auch in der Lage, die gesamte Ammoniakproduktion aus Europa zu verlagern, wenn es keine andere wirtschaftliche Lösung gibt“, fügte er hinzu. Ammoniak macht etwa 20 bis 45 Prozent des Düngemittelgehalts aus, der Rest ist laut Cingr Kalkstein oder ein anderer billiger Rohstoff.

„Wir würden Europa vorziehen, wenn die Europäische Union, erkennen würde, dass sie sich in die falsche Richtung bewegt, dass die Verdrängung der Industrie aus Europa zur Abhängigkeit von anderen Gebieten führt. Wir können nie sicher sein, dass alles so bleibt wie sie jetzt ist“, sagte Cingr. „Wenn wir bis 2032 alle Emissionszertifikate verlieren, von denen wir heute einen Teil kostenlos erhalten, werden sich die Produktionskosten in der EU fast verdreifachen“, sagte er. 

Geschäft mit Düngemittel derzeit (noch nicht) nicht etragreich

Cingr leitet bei Agrofert derzeit auch den größten Düngemittelhersteler Tschechiens, das Unternehmen Lovochemie in Lovosice/Lobositz. Im vergangenen Jahr verzeichnete das Unternehmen einen Verlust von 20,9 Millionen Kronen (864 Tsd. Euro). Die Ergebnisse für dieses Jahr dürften laut Cingr nicht schlechter ausfallen als 2024. "Bislang sieht es so aus, als würden wir vielleicht bei Null landen. Die Lage verschlechtert sich nicht, hat sich aber auch nicht wesentlich verbessert", fügte Cingr hinzu.

Die Holding Agrofert steigerte ihren Gewinn im vergangenen Jahr gegenüber dem Vorjahr um fünf Milliarden Kronen (207 Mio. Euro) auf 7,1 Milliarden Kronen (293 Mio. Euro). Grund dafür war der Verkauf der Mediengruppe Mafra, des Rundfunkunternehmens Londa und des Chemieunternehmens Synthesia in Pardubitz. Der Umsatz stagnierte bei 212 Milliarden Kronen (8,8 Mrd. Euro), wie aus einer vor einiger Zeit veröffentlichten Pressemitteilung hervorging. Die Holding umfasst mehr als 200 Unternehmen in Tschechien und im Ausland. Sie beschäftigt 29.000 Mitarbeiter, davon etwa 18.000 in Tschechien.


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