Web Analytics
24 Apr
Tschechische Waffenindustrie "leidet" unter Personalmangel

Der Spruch "Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin!" ist altbekannt. Man könnte präventiv aber auch zitieren: "Stell Dir vor, wir benötigen Waffen für den Krieg, und keiner will sie produzieren!". In dieser Situation befindet sich derzeit die tschechische Rüstungsindustrie. Zwar ist nicht davon auszugehen, dass die Tschechen aus Überzeugung einen gut bezahlten Arbeitsplatz sausen lassen, aber wenn sie bei ähnlicher Bezahlung die Wahl haben, hat es doch den Anschein, dass sie sich eher für eine andere Branche entscheiden. Sehr zum Ärger der Waffenschmieden, die dadurch Milliarden an Kronen verlieren und nun versuchen, mit besonderen "Zuckerln" Fachpersonal anzulocken.

Symbolbild: Pixabay

Die tschechischen Waffenschmieden arbeiten mit Hochdruck, werden aber durch Personalmangel gebremst. Die Rüstungsbetriebe benötigen Hunderte von Fachkräfte und Kapital für Investitionen, um der Nachfrage Herr zu werden.

Ungünstige Bankkonditionen, ein Mangel an Schießpulver und eben die angesprochene unbefriedigende Personalsituation sind die Hauptprobleme, die das Produktionstempo, in einer Zeit der enormen weltweiten Nachfrage nach Waffen und Munition, drosseln. Auch die ukrainische Armee verlässt sich auf Artilleriemunition oder Haubitzen und Raketenwerfer aus der Tschechischen Republik. Die Rüstungsunternehmen sind daher gezwungen, überall nach qualifizierten Arbeitskräften zu suchen. Um die Hunderte von freien Stellen zu besetzen, bieten einige Unternehmen den Arbeitssuchenden großzügige Vergünstigungen an, wie zum Beispiel mehr Urlaub oder Zuschüsse zu Fahrtkosten, Unterkunft oder Verpflegung.

Die größte personelle Nachfrage besteht derzeit nach technischen Berufen und Handwerkern wie Elektromechanikern, Operatoren oder Personal für Reparaturarbeiten. Wie beispielsweise bei der Czechoslovak Group (CSG) des Unternehmers Michal Strnad, für die das Automobilunternehmen Tatra in Kopřivnice (Nesselsdorf) mit seiner Sparte Defence Vehicle Militärfahrzeuge herstellt, und die Excalibur Army in Šternberk (Sternberg), die gepanzerte Fahrzeuge produziert und modernisiert, gehört. "Die CSG bietet derzeit rund 400 Arbeitsplätze für Arbeiter und 150 für technisches und wirtschaftliches Personal an", sagte Andrej Čírtek, Sprecher des Rüstungskonzerns Strnads, gegenüber Echo24. "Außerdem suchen wir knapp 100 neue Mitarbeiter für die Produktion und andere Abteilungen bei Excalibur Army in Šternberk", fügte er hinzu.

Excalibur Army soll  in Zukunft auch an der Produktion der neuen Leopard-Panzer beteiligt sein. 

Laut der Wirtschaftszeitung Echo 24 wird sich das tschechische Unternehmen an der Produktion der neuesten Version des deutschen Leopard 2A8-Panzers beteiligen, die voraussichtlich 2026 anlaufen wird. Dazu kommt, dass mindestens 77 Panzer voraussichtlich bis Ende dieses Jahres vom Verteidigungsministerium für die tschechische Armee bestellt werden. Eine Situation, die Excalibur Army vor eine große Herausforderung stellt, da laut dem Unternehmen die genannte Zahl der freien Stellen nur die Arbeit an bereits laufenden Projekten berücksichtigt.

"Die derzeitige Personalaufstockung steht noch nicht im Zusammenhang mit dem Leopard-Panzerprojekt. Im Zusammenhang damit wäre sicherlich eine weitere deutliche personelle Verstärkung des Unternehmens notwendig", so Čírtek.

Die Verhandlungen über eine Beteiligung an der Produktion deutscher Panzer seien noch im Gange, fügte er hinzu. Darüber hinaus besitzt die CSG über die MSM-Gruppe auch ein Werk in der Slowakei für die Produktion von Artilleriemunition, wo derzeit zusätzliche neue Produktionshallen entstehen.


Werbung/Inzerce


POWIDL-Newsletter

Politik • Wirtschaft • Sport • Reisetipps • Kultur

Deutschsprachige News aus Tschechien alle 14 Tage kostenlos in Ihrer Mailbox!

Jetzt anmelden

Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.