Web Analytics
15 Dec
Babiš und Pavel besuchen Ungarn, Nerudová führt erstmals Umfragen an

Einen Monat vor dem Urnengang erreicht der Präsidentschaftswahlkampf seine heiße Phase. Während in Brüssel der letzte EU-Gipfel unter tschechischer Ratspräsidentschaft stattfand, besuchten die beiden Kandidaten Andrej Babiš (ANO) und der parteilose Petr Pavel am 15. Dezember unabhängig voneinander Ungarn. So traf Babiš die Staatsoberhäupter von Ungarn und Serbien im Grenzgebiet beider Länder, gleichzeitig wandte sich Pavel in Budapest an die ungarische Zivilgesellschaft. Danuše Nerudová, die dritte Kandidatin mit Chancen auf das Präsidentenamt, wurde indes zu Wochenbeginn in der neuesten Median-Meinungsumfrage erstmals mit knappem Vorsprung an erster Stelle geführt.

Die ungarische Staatspräsidentin Katalin Novák empfing Präsidentschaftskandidaten Andrej Babiš

Bild: Facebook/Andrej Babiš

Der frühere ranghöchste NATO-Militär Petr Pavel reiste nach Budapest, um mit Vertretern der ungarischen Zivilgesellschaft darüber sprechen, wie sich der von ihm als "populistisch" bezeichnete Ansatz der Regierung von Viktor Orbán auf ihr Leben auswirkt. Pavel erinnerte daran, dass diese Perspektive in einer Zeit wichtig ist, in der die tschechische Gesellschaft Andrej Babiš als zukünftigen Präsidenten in Betracht zieht. In den Gesprächen stände im Vordergrund, "wie sich Ungarn in seiner Politik Russland und China annähert und zu deren Sprachrohr in Europa wird", twitterte er. Er sagte auch, dass er Andrej Babiš gerade wegen seiner Bemühungen um eine "Orbánisierung" der Tschechischen Republik niemals wählen würde.

Der Parteichef der ANO-Bewegung Babiš flog ebenfalls am selben Tag nach Ungarn, um im ungarisch-serbischen Grenzgebiet die beiden Staatsoberhäupter Katalin Novák (Ungarn) und Aleksandar Vučić (Serbien) zu treffen. Laut ANO-Sprecher Vladimír Vořechovský war das zentrale Gesprächsthema der drei Politiker die illegale Migration nach Europa - jenes Thema, das zeitgleich unter tschechischer Ratspräsidentschaft beim EU-Gipfel in Brüssel verhandelt wurde. Bereits im Oktober lud Babiš Ministerpräsident Viktor Orbán in sein Privathaus nach Průhonice bei Prag ein.

Umfrage: Nerudová setzt sich an die Spitze

Vier Wochen vor dem Wahltermin scheint sich zu bewahrheiten, dass die ehemalige Rektorin der Brünner Mendeluniversität, Danuše Nerudová, im Duell zwischen Babiš und Pavel als lachende Dritte hervorgeht. Das Meinungsforschungsinstitut Median hat bis zum 7. Dezember seine Befragungen durchgeführt und daraus am 9.12. ein Wahlmodell vertöffentlicht. (Direktlink - tschech. PDF-Format) Demnach würde Nerudová 28 Prozent der Wählerstimmen gewinnen und Andrej Babiš, der auf 26,5 Prozent kommt, an die zweite Stelle verdrängen. General Pavel verliert nach dem Median-Wahlmodell den Anschluss an die Spitze und kommt nur noch auf 23,5 Prozent, was bedeutet, dass er die Stichwahl verfehlen wird. Von den übrigen Kandidaten - der stärkste von ihnen liegt bei 5,5 Prozent - hat niemand mehr eine Chance auf die zweite Runde und somit auf das Präsidentenamt. Median hat auch den möglichen Ausgang einer Stichwahl untersucht. Bei dem wahrscheinlichen Duell zwischen Nerudová und Babiš würde die ehemalige Universitätsrektorin mit 60:40 Prozent als Siegerin hervorgehen.

Nerudová erregte letzte Woche Aufmerksamkeit mit ihrer Aussage, dass die tschechische Regierung nicht nur in die Ukraine reisen sollte, sondern auch in vernachlässigte Gebiete der Tschechischen Republik, in denen "das Leben nicht so gut ist wie in Prag oder anderen Regionen", und "die die Aufmerksamkeit der Regierung verdienen. Ich würde mir sehr wünschen, dass die Regierung nicht nach Kiew, sondern in die Region Ústí, nach Karviná und Karlovy Vary fährt", sagte Nerudová.

Nach der darauf folgenden Kritik erklärte sie ihre Aussage damit, dass sie die Ukraine seit dem Beginn der russischen Invasion unterstützt habe. Sie fügte hinzu, dass es in der Tschechischen Republik eine Art falsches Dilemma gebe, dass man nur der Ukraine oder den tschechischen Bürgern helfen könne, dass aber nicht beides gleichzeitig möglich sei.

Sie sagte, der Besuch in den Regionen sei eine Geste gegenüber den tschechischen Bürgern. "Ich bin stolz auf den Ansatz der tschechischen Regierung, die Ukraine von Anfang an zu unterstützen. Es gibt jedoch einen Teil der Bevölkerung, der sich vergessen fühlt, und wenn wir nicht mit ihm kommunizieren, stehen wir vor einem Problem, das sehr schwer zu lösen sein wird", schrieb Nerudová auf Twitter.


Werbung/Inzerce


POWIDL-Newsletter

Politik • Wirtschaft • Sport • Reisetipps • Kultur

Deutschsprachige News aus Tschechien alle 14 Tage kostenlos in Ihrer Mailbox!

Jetzt anmelden

Kommentare
* Die E-Mail-Adresse wird nicht auf der Website veröffentlicht.