Ein Zehntel der Kinder im Alter von 11 bis 14 Jahren in Tschechien zeigt Anzeichen einer Abhängigkeit von digitalen Medien. Dies geht aus den kürzlich veröffentlichten Ergebnissen einer Studie der Pädagogischen Fakultät der Karlsuniversität (UK) Prag hervor. Die Autoren der Studie stellten außerdem fest, dass etwa eine halbe Million Eltern in der Tschechischen Republik klinische Anzeichen eines Burnouts aufweisen oder von diesem Zustand bedroht sind. Einer der Risikofaktoren ist gerade die problematische Nutzung digitaler Medien durch die Kinder.
Symbolbild: 123site/GettyImages
Eine Umfrage unter mehr als 2400 Eltern mit Kindern unter 18 Jahren hat gezeigt, dass die meisten Kinder digitale Medien ausgewogen nutzen. Bei einem Teil der Jugendlichen werden digitale Technologien jedoch zum Hauptinhalt ihrer Freizeit und führen dazu, dass sie andere Aktivitäten und Interessen vernachlässigen.
"Dank der Untersuchung wissen wir, dass insgesamt sechs Prozent der Kinder als abhängig von digitalen Medien bezeichnet werden können, aber bei den 11- bis 14-Jährigen weist sogar jedes zehnte Kind Anzeichen einer Abhängigkeit von digitalen Medien auf", erklärte Kateřina Lukavská von der Pädagogischen Fakultät der Karlsuniversität und der Klinik für Suchtmedizin der 1. Medizinischen Fakultät.
120.000 Eltern mit Burnout, 360.000 vom Burnout bedroht
In der Welt der digitalen Technologien und Medien brauchen Kinder Unterstützung und Anleitungen, betonten die Autoren der Studie. Für Eltern ist dies eine anspruchsvolle Aufgabe, die sie erschöpfen und im Extremfall zu einem Burnout in ihrer Elternrolle führen kann. "Burnout äußert sich meist in chronischer Müdigkeit, Reizbarkeit, Verlust der Freude am Umgang mit dem Kind und Zweifeln an den eigenen elterlichen Fähigkeiten", berichtete Lukavská über die Symptome.
Der Studie zufolge gibt es in der Tschechischen Republik etwa 120.000 Eltern mit klinischen Symptomen eines Burnouts. Weitere 360.000 sind direkt von einem Burnout bedroht. Einer der Risikofaktoren für Eltern ist gerade die problematische Nutzung digitaler Medien durch ihre Kinder.
"Wir haben auch die Gefühle untersucht, die Eltern unter dem Stress der digitalen Elternschaft erleben. 39 Prozent der Befragten befürchten, dass sie ihrem Kind durch die Nutzung von Bildschirmen ein schlechtes Vorbild sind. Ein ähnlicher Prozentsatz der Erwachsenen ist besorgt, dass ihr Kind über den Bildschirm dumme oder wertlose Inhalte konsumiert", sagte Lukavská.
Ab November werden Eltern auf dem Portal digirozhledna.cz, das ihnen neben Informationen zu diesem Thema auch praktische Ratschläge und Hilfsmittel bietet, Unterstützung finden. Hinter dem Projekt steht ein Team von Wissenschaftlern unter der Leitung von Roman Gabrhelík von der Suchtklinik der 1. Medizinischen Fakultät der Karlsuniversität.
"Ziel des Projekts ist es, Eltern und Fachleuten bewährte, verständliche und praktisch anwendbare Instrumente an die Hand zu geben, die ihnen helfen, sich besser in diesem Thema zurechtzufinden, gesunde Grenzen zu setzen und Kinder bei der Entwicklung nachhaltiger und positiver Gewohnheiten im Umgang mit digitalen Technologien zu unterstützen", so Gabrhelík. Das Projekt basiert laut dem Suchtexperten auf aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnissen und stützt sich auf die Prinzipien der positiven elterlichen Unterstützung, Prävention und frühzeitigen Intervention.
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