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19 Sep
Historiker lüfteten das Geheimnis um Masaryks "letzten Brief"

Historiker haben auf Schloss Lány (Lana) einen versiegelten Umschlag mit den "letzten Worten" des ersten tschechoslowakischen Präsidenten Tomáš Garrigue Masaryk geöffnet, die dieser am Ende seines Lebens diktiert hatte. Nach einer ersten Begutachtung ist der Inhalt echt. Das Schreiben stammt jedoch nicht aus seinem Todesjahr 1937, sondern vermutlich aus dem Jahr 1934, als es Masaryk gesundheitlich sehr schlecht erging und er seinen Tod befürchtete.

Tomáš Garrigue Masaryk (1850-1937)

Bild: Autor: Neznámý - Volné dílo

Der Brief umfasst fünf Seiten, ist von seinem Sohn, Jan Masaryk, handgeschrieben und laut Wissenschaftlern authentisch. Das Datum ist jedoch noch unklar. Auf dem Umschlag, der aus den 1930er-Jahren zu stammen scheint, steht in unbekannter Handschrift "Keep safe". Dazu gehört eine Nachricht von Antonín Sum, der empfiehlt, die Nachricht nur im Archiv aufzubewahren.

Das Dokument stammt nicht aus dem Jahr 1937, die Worte Masaryks stammen aus einer Zeit, in der es ihm schlecht ging und er spürte, dass sein Tod nahte. Nach einer ersten Analyse wurde der Text im Jahr 1934 verfasst. Er befasst sich mit der Gestaltung seiner Beerdigung und seinem nahenden Tod. "Die Menschen haben Angst vor dem Tod, aber das ist nichts, wovor man sich fürchten muss - man muss sich nur neue Kleidung kaufen. Das ist alles."

"Sie müssen eine große Beerdigung organisieren", wünschte sich Masaryk in seiner Nachricht. Er bereitete sich seit den 1930er-Jahren auf seine Beerdigung vor, daher sei dieser Teil laut Archivaren nicht überraschend: "Ich bin krank, schwer krank, es ist das Ende, aber ich habe keine Angst. Sie werden die Arbeit fortsetzen, Sie wissen wie. Aber Sie müssen vorsichtig sein. Seien Sie vorsichtig. Aber Sie wissen, wie Sie sich zu verhalten haben. Mehr muss ich Ihnen nicht sagen", diktierte Masaryk.

"Die Deutschen sollen bei uns bleiben."

Der erste tschechoslowakische Präsident widmete sich erwartungsgemäß auch seinem politischen Vermächtnis und der Zukunft "seiner" Tschechoslowakei. Er schrieb über die Deutschen, dass sie "bei uns bleiben sollten". "Gebt ihnen, was sie verdienen, aber nicht mehr", empfahl er.

Er äußerte sich kritisch über den slowakischen Politiker Andrej Hlinka (1864-1938), einem katholisch-klerikalen Parteiführer, der die Vision eines Ständestaates nach Vorbild Österreichs hatte. Er bezeichnet ihn ausdrücklich als "Dummkopf, der einen Fehler mit den Ungarn gemacht hat", gleichzeitig erscheint in dem Brief jedoch die Aufforderung, ihm zu vergeben. Masaryk bezeichnet in dem Brief auch sich selbst als Dummkopf: "Warum sollte man darum ein großes Theater machen, denn ich war genauso dumm wie die anderen."

Der Brief enthält jedoch auch einen Satz, der als universelle Botschaft für die Nation dienen soll: 

"Wenn die Menschen ungebildet und dumm sind, kann man nicht viel tun. Streitet euch, streitet euch mit ihnen!" 

Bislang haben nur zwei Personen das Dokument gelesen: Neben der Historikerin Dagmar Hájková war dies der Direktor des Nationalarchivs, Milan Vojáček. Für das tschechische Fernsehen erklärte er, dass es 1934, als das Dokument offenbar entstanden ist, so aussah, als würde Masaryk tatsächlich sterben, da sein Gesundheitszustand sehr schlecht war. "Ich denke, dass es dort einige Teile gibt, die nicht ganz zusammenhängen. Dennoch geht daraus hervor, dass es wirklich Jan Masaryk diktiert wurde, der an seinem Sterbebett saß." Als Beweis dafür sieht er die häufigen Hinweise auf den nahenden Tod, aber auch die positive Botschaft, die zeigt, dass Masaryk zwar müde aus dem Leben schied, aber mit dem Wissen, dass er Gutes vollbracht hatte und dass jemand sein Werk fortsetzen würde.

Die Historiker erklärten, Masaryks Text werde in seinem Wortlaut digitaslisiert, einige Formulierungen kommentiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.


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