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16 May
Ministerium, Stadt und Investoren stellen erste Weichen zur Überbauung des Prager Hauptbahnhofs

Bahnlinien verbinden Städte - Bahnareale in einer Stadt wiederum zerschneiden und trennen Stadtteile von einander. Das mag wohl der Ausgangspunkt für eines der größten Stadtentwicklungsprojekte Prags gewesen sein. Das brach liegende Areal auf der stadtauswärtigen Seite des Hauptbahnhofes soll in eine Bürostadt umgewandelt werden. Teil des Projektes ist auch die teilweise Überbauung der Bahngleise auf beiden Seiten der historischen Bahnhofshalle. Verkehrsminister Martin Kupka (ODS) unterstützte das Projekt auf dem Kongress "E15 REsummit 2024", genauso wie der Prager Planungsstadtrat Petr Hlaváček. Aber es wird Jahre dauern, bis eine Einigung erzielt wird, und das Projekt umgesetzt werden kann.

So könnte der Prager Hauptbahnhof in einigen Jahren einmal aussehen. Vom historischen Ambiente bliebe nicht mehr viel übrig.

Montage: JC Projects 

Von "ungenutzter Luft über den Gleisen" sprach der Direktor der Einsenbahnverwaltung (SŽ), Jiří Svoboda, in der Diskussion über die Überbauung der Bahngleise am Hauptbahnhof. Die Investmentgruppe Penta, hinter der der Milliardär Marek Dospiva steht, möchte Büros, Wohnungen und andere Gebäude über den Gleisen errichten und die Stadt, die immer noch durch die Gleise geteilt ist, verbinden. Auch über den Bau eines weiteren Gebäudes für das Nationalmuseum wird verhandelt. Prag könnte so eine eigene "Museumsoase" mitten im Zentrum der Metropole bekommen.

Die Stadt Prag besteht darauf, dass auf dem lukrativen Grundstück ein öffentliches Gebäude errichtet wird. "Uns geht es in erster Linie um das öffentliche Interesse. Ein ähnliches Projekt über den Kingʼs Cross Colleges in London gilt als äußerst erfolgreich, weil es verschiedene Funktionen miteinander verbindet und eine Musikschule beherbergt. Erwarten Sie nicht, dass die Stadt ein Büroviertel zulässt, das um 18 Uhr geschlossen wird", erklärte der Prager Planungsstadtrat Petr Hlaváček. Ziel des Projekts sei es nicht, die Gleise des Hauptbahnhofs zu bebauen, sondern ein neues Stück Prag zu schaffen, das den ersten, zweiten und dritten Bezirk miteinander verbindet. "Um eine Vorstellung davon zu bekommen, ist das Grundstück so groß wie dreimal der Wenzelsplatz", ergänzte er.

Es wurden Verhandlungen mit der Tschechischen Nationalbibliothek geführt, aber laut Hlaváček sieht es nicht so aus, als sei ein weiteres Bibliotheksgebäude in Planung. "Das Konzept hat sich ein wenig geändert. Ich denke, es wäre ein guter Platz für ein wichtiges Bildungszentrum, das symbolisch mit der nahe gelegenen Wirtschaftsuniversität verbunden wäre. Derzeit laufen Verhandlungen mit dem Nationalmuseum, was ein wunderbares Konzept sein könnte, eine Art Museumsoase", meinte Hlaváček. Die Institution selbst möchte sich jedoch nicht zu den Verhandlungen äußern. "Das Nationalmuseum verfolgt das Projekt natürlich, aber zum jetzigen Zeitpunkt ist es für uns wirklich verfrüht, es in irgendeiner Weise zu kommentieren", sagte Kristina Kvapilová, Sprecherin des Museums.

"Wir sehen darin eine außergewöhnliche Chance, diesen unattraktiven Standort in einen Wohnstandort umzuwandeln", sagte der Direktor des Immobilien-Developers Penta Real Estate Development, Rudolf Vacek. Seiner Meinung nach sollte Prag nicht nur im Londoner King’s Cross oder der Liverpool Street Station nach Inspiration suchen, sondern auch in Wien oder Zürich. "Derzeit gibt es kein konkretes Dachprojekt. Wir stehen am Anfang der Verhandlungen und streben eine gemeinsame Vereinbarung mit der Stadt über den Standort an." Penta ging zusammen mit České dráhy (ČD), mit denen sie zu diesem Zweck die Gesellschaft CR-City gründete, bereits an die Gemeinde Prag im Frühjahr mit der Initiative zur Änderung des Widmungsplans im Bezirk Prag 2.

"Es ist ein Prozess, den ich auf sechs bis sieben Jahre schätze. Aber auch über King's Cross wurde etwa zwölf Jahre lang debattiert", betonte Hlaváček. Ihm zufolge müssen der Bauträger, České dráhy, die Eisenbahnverwaltung SŽ in Prag, das Verkehrsministerium und die Denkmalpfleger eine umfassende Einigung erzielen, die zu einer konkreten Ausschreibung führen würde.

Auch die derzeitige Leitung des Verkehrsministeriums stimmt dem Plan zu. "Wir stehen vor einem einzigartigen Ganzen und haben die Chance, es so anzugehen, wie sie es im Ausland getan haben. Es ist die richtige Richtung, die meine große Unterstützung hat. Durch die symbolische Vernetzung aller Akteure zeigen wir nun, dass die Debatte beginnt", bestätigte Minister Martin Kupka beim E15 REsummit. 

Die Eisenbahnverwaltung verhandelt seit letztem Jahr mit Penta, aber auch andere Akteure werden sich zu der Debatte äußern, beurteilte SŽ-Chef Svoboda. "Ich halte es für ein vielversprechendes Projekt, schließlich handelt es sich um ungenutzte Luft über den Gleisen. Das bedeutet nicht, dass der Investor es bei der Eisenbahnverwaltung leicht haben wird", fügte er hinzu. Es werde wohl eine der anspruchsvollsten Verhandlungen mit den Denkmalschützern stattfinden...

Quelle: E15


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