In der geographischen Mitte Tschechiens fühlen die Menschen am wohlsten. Die Hochlandregion (Vysočina) schnitt bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Median zum Thema Lebensqualität, die am 23. April veröffentlicht worden ist, am besten ab. Am wenigsten zufrieden sind die Menschen aus den Regionen Aussig (Ústí) und Karlsbad (Karlovy Vary). Die Studie wurde im Rahmen des Projekts "Česko 2025" von den beiden öffentlich-rechtlichen Radiosendern Radiožurnál und Český rozhlas Plus in Auftrag gegeben.
Die zweifache UNESCO-Stadt Trebitsch (Třebíč) in der Hochlandregion
Bild: Vysočina Tourism
Die gute Nachricht zuerst: Rund 80 Prozent der 1000 Befragten erklärten in der Studie, dass sie im Allgemeinen mit der Lebenssituation in ihrer Region zufrieden sind.
Die Hochlandregion zählt zwar nicht zu den wirtschaftlich stärksten Gebieten der Tschechischen Republik, sie profitiert jedoch von ihrer Lage zwischen den beiden Ballungsräumen Prag und Brünn. Sie weist keine Großstädte auf, die für gröbere Verkehrsprobleme sorgen, und die Aufwendungen für Wohnraum sind im Landesvergleich gering. All diese Faktoren haben bewirkt, dass die "Highlander" ihre Region hinsichtlich der Lebensqualität am besten bewertet haben.
Geht man jedoch mit den Fragen ins Detail, so kristallisieren sich jene Punkte heraus, die hinsichtlich der Regionalentwicklung in Tschechien am heftigsten bemängelt werden: Die Kosten fürs Wohnen, das Angebot an Arbeitsplätzen, und die Situation im Verkehr. Die Kosten für Wohnraum werden landesweit von 61 Prozent als Minuspunkt angeführt, erklärte der Autor der Studie, Vojtěch Dufek vom Institut Median. "Nur etwa die Hälfte der Befragten ist mit dem Arbeitsplatzangebot in ihrer Region zufrieden. Die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatzangebot sinkt mit zunehmendem Alter und steigt mit zunehmender Bildung", ergänzte er.
Die Verkehrssituation war ein weiterer wichtiger Kritikpunkt der Studie. Einerseits ersticken die Großstädte nahezu im Autoverkehr, andererseits ist besonders in den Randgebieten Tschechiens der öffentliche Verkehr nicht zufriedenstellend. Hier hat die Karlsbader Region besonders schlecht abgeschnitten, genauso wie die Region Aussig/Ústí, die in den ehemaligen Braunkohlegebieten zusätzlich mit einem Arbeitsplatzproblem zu kämpfen hat.
20 Prozent überlegen, ihre angestammten Regionen zu verlassen
In der Studie wurde auch erhoben, ob im vergangenen Jahr Menschen ernsthaft überlegt haben, ihre Heimatregion zu verlassen, und sich in anderen Landesteilen anzusiedeln. 20 Prozent der Tschechinnen und Tschechen haben solche Überlegungen angestellt.
Die meisten dieser "Wanderbewegungen" finden laut Median von Brünn und Ostrau Richtung Prag statt. Die beiden Großstädte sind wiederum Ziel von Wanderbewegungen aus dem näheren Umland. Auf der anderen Seite träumen die Städter vom eigenen Haus im Grünen. Dieser Trend existiert schon seit längerem und führt zu einem starken Anstieg der Einwohnerzahlen der Gemeinden im Speckgürtel von Prag, in abgeschwächter Form auch im Umland von Brünn.
Das wiederum habe Auswirkungen auf die Lebensqualität in den "aufgeblähten" Dörfern, warnte der Stadtgeograf Alexandr Nováček von der Universität Ostrau: "Es werden einfach zu viele Einfamilienhäuser in diesen kleinen Gemeinden gebaut. Dadurch müssen wiederum neue Straßen, Kanalisation und Wasseraufbereitungsanlagen angelegt und auch die Kapazitäten der örtlichen Schulen erhöht werden. Dies verändert das Leben in diesen Orten komplett", kommentierte er auf Český rozhlas.
Die mährisch-schlesischen Industriestädte Karwin (Karviná) und Havířov, sowie die "Škoda-Stadt" Jungbunzlau (Mladá Boleslav) in Mittelböhmen sind die Verlierer der Binnenwanderung. Während diese drei Gemeinden in den 1990-er Jahren als "junge" Städte galten, weisen sie heute eine überdurchschnittliche Überalterung auf.
Mehr über die Median-Studie mit Karten und Graphiken (tschechisch)
Quelle: Český rozhlas
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