Das Welterbekomitee der Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat Prag empfohlen, die Wischehrader Eisenbahnbrücke an der Flößermaut (Výtoň) nicht abzureißen. Außerdem warnt es vor dem weiteren Bau von Hochhäusern im Stadtteil Pankratz (Pankrác) und warnt vor Änderungen des Stadtbildes durch den Bau der Moldau-Philharmonie in Prag 7. Dies geht aus einer Entscheidung hervor, die das Komitee am Ende seiner 47. Sitzung in Paris getroffen hat.
Nach den Plänen der Bahn soll die historische und nahe dem Stadtzentrum gelegene Brücke einem leistungsfähigeren Neubau weichen.
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Sie ist vielleicht die wichtigste Eisenbahnbrücke des Landes und, ja, der Zahn der Zeit hat dem über 120-jährigem Bauwerk gehörig zugesetzt. Die von František Prášil, einem tschechischen Ingenieur der späten Habsburger-Ära, entworfene Brücke hat zwei Weltkriege und den Kommunismus überlebt und muss heute mit dichtem Regional-, Fern- und Güterverkehr immer größere Belastungen stemmen.
Eine Rekonstruktion des denkmalgeschützten Gebäudes wurde bereits von der Beratungsmission des UNESCO-Welterbezentrums und von ICOMOS empfohlen. Die Mission besuchte Prag im vergangenen Dezember wegen der Absicht der Eisenbahnverwaltung (SŽ), die Eisenbahnbrücke unter dem Wischehrad (Vyšehrad) durch eine neue zu ersetzen.
Das Komitee der UNESCO bestätigte am 16. Juli die Schlussfolgerungen der Mission. "Der Ausschuss fordert den Staat auf, die Eisenbahnbrücke unter dem Vyšehrad an ihrem derzeitigen Standort zu erhalten und zu restaurieren, da sie zum außergewöhnlichen universellen Wert des Denkmals beiträgt", heißt es in der Erklärung. Der Ausschuss begründete seinen Standpunkt damit, dass die Brücke ein wichtiger Teil des berühmten Flusspanoramas ist, das zum außergewöhnlichen Wert des historischen Kerns von Prag beiträgt.
Der Ausschuss zeigte sich auch "besorgt" über den geplanten Bau von drei Hochhäusern im Stadtteil Pankrác. Nach Ansicht des Ausschusses wird deren Bau "die kumulativen Auswirkungen auf die Skyline von Pankrác verschlimmern". Der Ausschuss empfiehlt außerdem, dass Prag eine Studie über die Auswirkungen des geplanten Baus der Moldau-Philharmonie in Prag 7 auf das Kulturerbe durchführen sollte.
Verkehrsminister will noch vor den Wahlen über das Schicksal der Brücke entscheiden
Verkehrsminister Martin Kupka (ODS) hat diese Woche sein weiteres Vorgehen in Sachen der Eisenbahnbrücke von der Stellungnahme der UNESCO sowie einer Analyse der Auswirkungen auf das kulturelle Erbe - dem sogenannten HIA (Heritage Impact Assessment) - abhängig gemacht. Kupka will noch in dieser Legislaturperiode entscheiden, ob das Projekt, die denkmalgeschützte genietete Konstruktion durch einen Neubau auf den ursprünglichen Pfeilern zu ersetzen, fortgesetzt wird oder ob die Brücke restauriert wird.
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Die heutige Eisenbahnbrücke bei Výtoň stammt aus dem Jahr 1901. Nach Ansicht der Kritiker von der Initiative Nebourat (dt.: "Nicht abreißen") leidet die Brücke unter vernachlässigter Instandhaltung. Wegen ihres schlechten Zustands ist der Zugverkehr auf der Brücke seit mehreren Jahren stark eingeschränkt, und nach früheren Angaben der Bahn-Infrastrukturgesellschaft SŽ müsse sie wegen starker Korrosion ersetzt werden. Nach Angaben der Stiftung Wischehrader Brücke (Nadace Vyšehradský most) können die korrodierten Elemente unter Beibehaltung der Niettechnik ersetzt werden.
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