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05 May
Unmut wegen ukrainischer Roma-Flüchtlinge

Flüchtling ist nicht gleich Flüchtling, und auch ukrainischer Flüchtling ist nicht gleich ukrainischer Flüchtling. Die Tschechen haben bereits über 300.000 ukrainische Vertriebene mit offenem Herzen aufgenommen und ihnen vorbildlich geholfen. Sobald die Hautfarbe der Menschen jedoch etwas dunkler wird, scheint die Hilfsbereitschaft der Einheimischen abzunehmen. Den Eindruck erhält man dieser Tage etwa in der südmährischen Bezirksstadt Wischau (Vyškov), wo es Proteste gegen die Unterbringung ukrainischer Roma-Flüchtlinge hagelt. So hat der Gemeinderat einen offenen Brief an Innenminister Vít Rakušan (STAN) geschrieben, in dem zu lesen ist, dass sich die Stadt Vyškov weigert, die Flüchtlinge aufzunehmen. Neben Vyškov haben sich auch andere Gemeinden gegen Roma-Flüchtlinge ausgesprochen. 

Zentrum der Bezirkshauptstadt Vyškov (Wischau)

Bild: Město Vyškov 

Die Stadtverwaltung beklagt, dass im Vorfeld niemand mit der Stadt über die geplante Unterbringung von Roma-Flüchtlingen gesprochen habe. Die Einwohner hätten davon aus den Medien erfahren und seien um ihre Gesundheit und Sicherheit besorgt, heißt es im Brief. "Aufgrund der Erfahrungen, die wir mit der Gemeinschaft ukrainischer Roma in unserer Stadt gemacht haben, die immer noch wächst und inzwischen 23 Personen zählt, sowie aufgrund unserer Erfahrungen in Orten, in denen sich Roma-Flüchtlinge aus der Ukraine aufhalten, halten wir unsere Bedenken für begründet", schreibt der Bürgermeister der 20.000-Eirnwohner-Stadt Vyškov, Karel Jurka (ODS).

Er führte auch das Misstrauen der Roma gegenüber den örtlichen Behörden und wies auf eine höhere Krankheits- und Analphabetismusrate hin. "Es ist für die lokale Regierung weder möglich, alle Risiken zu beseitigen, noch ist es möglich, die Anpassung dieser Gemeinschaft an unsere Gepflogenheiten zu gewährleisten, die kulturelle Barriere ist zu groß", schrieb Jurka.

Einundzwanzig Immobilien wurden von den staatlichen Behörden für die Unterbringung von Roma aus der Ukraine vorgeschlagen, aber nicht alle seien dafür geeignet, wie Rakušan vergangene Woche mitgeteilt hat. Der Minister sagte, dass drei Objekte mit der Zustimmung der regionalen politischen Vertretungen genutzt werden könnten. Laut dem Innenminister würden sich diese Liegenschaften in den Regionen Südmähren und Vysočina (Hochland) befinden. Das Innenministerium erklärte, die genauen Standorte zu veröffentlichen, sobald es die Verträge abgeschlossen hat.

Die 125-Einwohner-Gemeinde Kramolín im Bezirk Třebíč wehrt sich ebenfalls gegen die Unterbringung einer Gruppe von fünfundvierzig Roma-Flüchtlingen in einem örtlichen Militärwohnheim. Nach einem Treffen von Vertretern der Region und der Polizei mit Gemeinderäten und Bürgern hat die Gemeinde am vergangenen Donnerstag beim Nationalen Hilfszentrum für die Ukraine Einspruch gegen die Nutzung des Wohnheims eingelegt.

"Die Roma sind nicht alle gleich. Einige leben ein normales Leben. Einige haben einen ganz anderen soziokulturellen Hintergrund. Es gibt auch einige, die fast Analphabeten sind, es gibt eine Sprachbarriere, und bei einigen ist es einfach komplizierter und schwieriger", verteidigte der Hejtman der Vysočina-Region, Vítězslav Schrek (ODS) in der politischen TV-Sendung "Údalosti a komentáře (Ereignisse und Kommentare)" vom 4. Mai die Regierungsentscheidung. Einige Flüchtlinge, so sagte er, werden erheblich mehr Betreuung benötigen. "Das bedeutet einfach mehr Arbeitskräfte, mehr Geld und mehr Ressourcen.", sagte Schrek.

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