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21 Aug
Analyse: Tschechien hat alle Wachstumsfaktoren ausgeschöpft und Wettbewerbsvorteile verloren

Tschechien hat alle bisherigen Wachstumsfaktoren ausgeschöpft, seine Wettbewerbsvorteile verloren und ist auf dem Weg, zu den wirtschaftlich entwickelten Ländern aufzuschließen und in die sogenannte Mitteleinkommensfalle zu geraten. Dies geht aus einer Analyse der Wettbewerbsfähigkeit der tschechischen Wirtschaft hervor, die von der Tschechischen Handelskammer (HK) vorgelegt wurde. Die Prognosen sagen eine langfristige wirtschaftliche Stagnation und einen Rückgang des Lohnwachstums und des Lebensstandards voraus. Dieser Zustand könnte laut der HK nur durch eine stärkere Förderung der Produktion mit höherem Mehrwert rückgängig gemacht werden.

Bild: Pixabay

Der Analyse zufolge hat die Tschechische Republik in hohem Maße von der Öffnung für ausländische Investoren und dem Einsatz arbeitsintensiver Produktionstechniken profitiert. Laut HK deuten jedoch alle Daten darauf hin, dass der Großteil der Konvergenz der tschechischen Wirtschaft an den EU-Durchschnitt vor 2008 oder 2009 stattfand, als sich die globale Finanzkrise in der tschechischen Wirtschaft voll bemerkbar machte. Nach diesem Jahr verlor der Aufholprozess deutlich an Schwung.

Tschechien stagniert - Polen auf der Überholspur

Während sich die tschechische Wirtschaft bis 2009 um 14 Prozentpunkte dem EU-Durchschnitt angenähert hatte, waren es im gesamten Zeitraum danach um vier Prozentpunkte weniger. Im unmittelbaren Vergleich hat sich beispielsweise Polen seit 2009 um 20 Prozentpunkte dem EU-Durchschnitt angenähert. Wenn der derzeitige Trend anhält, ist nicht auszuschließen, dass Polen die Tschechische Republik in den nächsten Jahren wirtschaftlich überholen wird, so die Analyse.

Geringe Wertschöpfung stoppt Konvergenz

Eine weitere Annäherung an das Niveau der fortgeschritteneren Länder, nicht nur bei den Löhnen, wird bei der derzeitigen Struktur der Wirtschaft sehr schwierig sein, so die HK. "Wenn die Wirtschaft weiter konvergieren und das Niveau der westlichen Länder erreichen will, muss sie der Mitteleinkommensfalle entkommen und sich auf eine Produktion mit höherer Wertschöpfung zubewegen. In dem Fall wäre es auch möglich, mit relativ teuren Arbeitskräften wettbewerbsfähig zu bleiben", sagte der Präsident der HK, Zdeněk Zajíček (ODS).

Nach Ansicht von Experten ist die geringe Wertschöpfung das Hauptproblem der tschechischen Wirtschaft. Im internationalen Vergleich ist die erwirtschaftete Wertschöpfung eine der niedrigsten in der EU. Die Tschechische Republik liegt in der Statistik auf Platz 24 von 27 Ländern. 

Der HK zufolge sind Investitionen und Innovationstätigkeit sowohl des privaten Sektors, als auch des Staates wichtig um den Übergang zu einer höherer Wertschöpfung zu schaffen. "Der Staat muss seinen Teil dazu beitragen, um eine Trendwende einzuleiten. Neben strategischen Investitionen in Energie-, Verkehrs-, Daten- und andere Infrastrukturen spielen auch Investitionen in Wissenschaft, Forschung und Bildung eine entscheidende Rolle. Die Aufgabe der Staatsvertreter ist es auch die Unternehmen zu innovativen Aktivitäten zu motivieren", betonte Zajíček.

Bei den Investitionen der Unternehmen in die Forschung, liegt die Tschechische Republik noch deutlich vor den Nachbarländern Deutschland und Österreich. 

Obwohl die Ausgaben der tschechischen Unternehmen für Forschung und Entwicklung im Jahr 2021 mit 1,25 Prozent des BIP den höchsten Wert im gesamten Berichtszeitraum erreichten, liegt der Wert immer noch unter dem EU-Durchschnitt von fast 1,5 Prozent des BIP.

Quelle: ČTK


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