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17 Aug
Ausschreibung für den neuen Dukovany-Reaktor in Endphase. Probleme vorprogrammiert

Die Deadline für die Einreichung der Bewerbungen für den Bau des neuen Reaktors in Dukovany rückt näher. Drei Bewerber sind noch im Rennen, doch ist es noch nicht sicher, ob es dabei bleibt, weil zwischen zwei Bewerbern ein Rechtsstreit entbrannt ist.

Bild: ČEZ

Die Unternehmen EDF aus Frankreich, Westinghouse aus den Vereinigten Staaten und KHNP aus Südkorea rittern noch um den begehrten Auftrag. Die Teilnehmerzahl könnte sich jedoch aufgrund eines Streits zwischen Westinghouse und dem koreanischen Staatsunternehmen KHNP über das "Copyright" des koreanischen Reaktors noch reduzieren. Die Koreaner könnten durch ein in den USA anhängiges Gerichtsverfahren aus dem Rennen geworfen werden. Gleichzeitig äußert Westinghouse Vorbehalte, sich unter diesen Umständen mit den Koreanern an der Ausschreibung zu beteiligen.

Westinghouse hält sich bedeckt

Das tschechische Online-Magazin Seznam zprávy hat bei allen drei Kontrahenten nachgefragt, ob sie ein verbindliches Angebot abgeben werden. Sowohl die französische EDF, als auch das koreanische Unternehmen KHNP haben ihr Interesse bestätigt, Westinghouse hielt sich bedeckt.

Industrie- und Handelsminister Jozef Síkela betonte gegenüber Seznam zprávy, dass alle drei Bieter weiterhin am Bau der Reaktoren interessiert sind. "Es ist für mich sehr wichtig, dass alle drei Bieter ein großes Interesse daran haben, den Auftrag von uns zu bekommen", sagte er gegenüber dem Online-Magazin. Er fügte jedoch hinzu, dass sein Büro auch Optionen für abweichende Szenarien bei der Ausschreibungsentwicklung vorbereiten muss. "Wir müssen bereit sein für den Fall, dass während der Ausschreibung etwas passiert. Wie man umgangssprachlich sagt: Nur der Tod ist sicher", fügte der Minister hinzu. 

Zum Streit meinte er, dass die Regierung derzeit keinen Grund habe, Koreaner nicht als gleichberechtigte Bewerber zu betrachten. "Mir ist nicht bekannt, dass es eine Präventivmaßnahme gibt, die den Koreanern verbietet, ihre Technologie anzubieten. Wir verfolgen den Streit natürlich, wollen uns aber nicht daran beteiligen. Es ist ein Streit zwischen den Amerikanern und den Koreanern, den müssen sie untereinander lösen". 

Milliardengechäft Dukovany mit Option auf mehr

Der Bau des Reaktors in Dukovany ist ein Milliardengeschäft. Die Dotation des Auftrags wurde in den Tagen vor dem Krieg in der Ukraine auf rund 160 Mrd. Kronen (6,64 Mrd. Euro) geschätzt. Die tatsächliche Investition wird aber - aufgrund der zwischenzeitlich veränderten Wirtschaftssituation - weitaus höher sein. Zusätzlich geht es bei dieser Ausschreibung auch um Anschlussgeschäfte für den Ausbau von Temelín.

Geopolitisch heikle Entscheidung

Die Wahl der Kandidaten birgt auch geopolitische Brisanz in sich. Eine nukleare Zusammenarbeit mit den Vereinigten Staaten würde das transatlantische Band stärken, und mit Frankreich das ebenso wichtige europäische. Eine Partnerschaft mit den Koreanern würde die Bindungen der Tschechischen Republik in der strategischen indopazifischen Region stärken. Die Regierungen dieser Länder unterstützen "ihre" Unternehmen in der Regel auch großzügig bei den Bewerbungen.

Nach dem Zeitplan des teilstaatlichen Energiekonzerns ČEZ (Auftraggeber) soll der Gewinner der Ausschreibung Anfang 2024 feststehen. "Wir werden die endgültigen Angebote Ende Oktober vorliegen haben und uns zusammensetzen. Wir werden die für die Tschechische Republik beste Option auswählen“, erklärte Síkela. Gleichzeitig betonte er, dass die Beteiligung tschechischer Unternehmen ein wichtiger Aspekt sein wird, und zwar nicht nur beim Bau des AKW selbst. "Wir müssen uns ansehen, welche Möglichkeiten bietet uns der Partner, wird er uns als gleichberechtigten Partner akzeptieren, ist er bereit, auch bei Ausschreibungen in andere Länder mit uns zusammenzuarbeiten?", so der Minister.


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