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16 Jul
Handwerk in Tschechien wird golden

Handwerker werden in Tschechien immer höher gehandelt, denn sie sind mittlerweile rar. Unternehmer müssen immer tiefer in die Tasche greifen, um Arbeitskräfte zu rekrutieren. Die Einstiegsgehälter klettern sukzessive nach oben und die Angebote werden für die Arbeitnehmer immer lukrativer. Vor allem KMU müssen bereits Aufträge aufgrund mangelnder Arbeitskräfte ablehnen oder haben Probleme, Fertigstellungstermine einzuhalten. Die zusätzlich schlechte Nachricht ist, dass es in Zukunft kaum besser werden wird, denn die Nachfrage nach handwerklichen Ausbildungsprogrammen ist bei jungen Menschen rückläufig. 

Symbolbild: GettyImages

Nach den aktuellen Daten des Verbands der kleinen und mittleren Unternehmen (AMSP ČR) und der Handwerkervereinigung der Tschechischen Republik fehlen im Land rund 100.000 Handwerker. Am größten ist der Mangel an qualifizierten Malern,  Maurern, Installateuren, Dachdeckern, und Heizungsbauern. Haushalte und Unternehmen, die Elektriker, Gasinstallateure oder Schornsteinfeger benötigen, berichten bereits von langen Wartezeiten.

Einstiegslöhne bewegen sich in Richtung 2000 Euro

Die logische Schlussfolgerung daraus ist, dass die Facharbeiter immer gefragter sind, und dementsprechend an der Lohnschraube drehen können. So sind die Einstiegslöhne beispielsweise für Maler im Vorjahr um 10 Prozent auf 44.000 Kronen (1.790 Euro) gestiegen. Bei Schlossern waren es, laut den Daten des Jobportals Jenpráce.cz, 6,7 Prozent, bei Installateuren und Heizungsbauern 6,4 Prozent, sowie bei Tischlern 5,2 Prozent. 

Immer weniger Bewerber auf Stellenausschreibungen

"Einige Firmen müssen Aufträge ablehnen, weil es an Arbeitskräften mangelt. Meistens handelt es sich dabei um kleine und mittlere Unternehmen, bei denen ein einziger Ausfall im Team eine Verzögerung in der gesamten Produktion bedeutet. Das Interesse von Bewerbern an den angebotenen Stellen ist jedoch rückläufig. Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der Bewerbungen pro Stelle um durchschnittlich sieben Prozent gesunken. Im Durchschnitt melden sich nur noch sechs Personen auf eine ausgeschriebene Stelle", so Michal Španěl von JenPráce.cz gegenüber der Nachrichtenagentur ČTK.

Pädagogisches Umdenken erforderlich

Nach Angaben des Nationalen Bildungsinstituts (NPI ČR) ist das Interesse an Berufsausbildungen und Fachschulen langfristig rückläufig. Der Verband weist seit langem auf die geringe Attraktivität von Handwerksberufen bei jungen Menschen hin. Die Vermittlung von Arbeitstätigkeiten in den Grundschulen ist oft theoretisch, und die Kinder haben keine Gelegenheit, bestimmte Berufe in der Praxis kennen zu lernen. "Automatisierung und Robotik beeinträchtigen die Bedeutung einiger Berufe, aber Handwerker müssen sich wegen des Aufkommens der künstlichen Intelligenz sicherlich keine Sorgen um ihren Arbeitsplatz machen", fügte Španěl hinzu.


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