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06 Dec
Horror für die Händler: Tschechen geben auch in der Weihnachtszeit kaum Geld aus

Das Weihnachtgeschäft wird die tschechischen Einzelhändler nicht mehr retten. Die Tschechen reduzieren ihren Konsum kontinuierlich, und das schon seit einem sehr langen Zeitraum. Die neuesten Zahlen zeigen, dass die tschechische Handelsbilanz zurzeit die schlechteste in der Europäischen Union ist.

Bild: Pixabay

Der Oktober dämpfte die Hoffnungen, dass die Menschen in der Tschechischen Republik zumindest bis zum Jahresende den Konsum ankurbeln werden. Der Einzelhandelsumsatz verschlechterte sich weiter. "Alle Sortimentsgruppen der Geschäfte verzeichneten einen Umsatzrückgang, mit Ausnahme der Geschäfte für Kosmetika und Toilettenartikel", fasste Jana Gotvaldová vom Tschechischen Statistikamt (ČSÚ) die Situation zusammen.

Der Rückgang gegenüber dem Vorjahr war zwar etwas geringer als im September, jedoch die Zahlen sind relativ, da sie auf einem niedrigen Vergleich zum Vorjahr basieren. Im Vergleich zum Vorkrisenzeitraum sank der Umsatz im Oktober um 5,6 Prozent und im September um sechs Prozent. Damit festigt die Tschechische Republik ihre durchwegs schlechteste Bilanz in der Europäischen Union. Andere Problemländer, wie Österreich (-3,7 %), Italien (-3,6 %) und Belgien (-2,4 %), liegen deutlich darunter.

Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau ist in weiter Ferne

Ein Vergleich mit 2019 zeigt, dass die Tschechen ihre Konsumgewohnheiten deutlich verändert haben. Sie geben real rund ein Viertel weniger für Schuhe, Kleidung und Übernachtungen in Hotels und Pensionen aus. Eine Rückkehr zum Vorkrisenniveau ist auch für die Gastronomie so gut wie ausgeschlossen, da der Umsatz um fast ein Fünftel eingebrochen ist. Einzig die Gewohnheit aus der Zeit der Pandemie, mehr online einzukaufen, hat sich erhalten. Die Menschen haben im Oktober dieses Jahres ein Viertel mehr für Waren im Versandhandel ausgegeben als vor der Krise.

Aus Sicht des Einzelhandels stellt sich die entscheidende Frage, ob die Menschen weiter an den Grundbedürfnissen sparen werden. Letztes Jahr kauften sie zum Beispiel real 7,5 Prozent weniger Lebensmittel als vor der Pandemie und der Inflation. Dieses Jahr sind es bereits 10 Prozent.

Der Konsum von Gemüse ging aufgrund der teuren Preise um ein Zehntel zurück

Das Statistikamt hat errechnet, dass der durchschnittliche Tscheche im vergangenen Jahr 793 Kilogramm an Lebensmittel verbraucht hat, 32 Kilogramm weniger als in den letzten Jahren vor der Krise. Der Rückgang bei Milch und Molkereiprodukten betrug 16 Kilogramm, während der durchschnittliche Bürger drei Kilogramm weniger Fleisch konsumierte. Die teuren Preise haben die Tschechen davon abgehalten Gemüse zu kaufen. Pro Person reduzierte sich der Konsum um neun Kilogramm, was einen Rückgang von einem Zehntel bedeutet. Dagegen stieg der Verbrauch von billigem Reis um die Hälfte.

Statistiker sehen im Moment keine Anzeichen, dass sich das Konsumverhalten der tschechischen Bevölkerung ändern könnte. "Der einzige positive Aspekt der ganzen Situation ist, dass Einkaufen mit Bedacht die Lebensmittelverschwendung verringert", erklärte Renata Vodičková, die Autorin der Studie. Allerdings ist zu befürchten, dass die Lebensmittelhersteller im nächsten Jahr auf den Sparkurs ihrer Kunden mit weiteren Preiserhöhungen reagieren.

Kommentar der Redaktion:

Ein Phänomen in Tschechien ist, dass der Spargedanke nicht nur in den Menschen mit wenig finanziellen Mittel steckt, sondern auch bei der reichen Bevölkerung sehr ausgeprägt ist. Möglicherweise, weil sie sich betrogen fühlen und dementsprechend reagieren. Dazu kommt eine Regierung, die mit ihrem umstrittenen Konsolidierungspaket seit Monaten die Bevölkerung aller Schichten verunsichert. Meldungen - ohne Erklärung - wie beispielsweise, dass "die Energiepreise sinken, es wird aber im nächsten Jahr zu kräftigen Preiserhöhungen kommen", tragen nicht unbedingt bei - abgesehen von politischen Dilettantismus - den Konsum zu fördern.


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