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15 Jan
Julius Meinl verkaufte das Grand Hotel Europe in Prag

Das Prague Prime Home Management (PPHM) der Julius Meinl-Gruppe hatte große Pläne mit dem Nobelhotel in der Prager Innenstadt. Doch schon nach etwas mehr als zwei Jahren warf man das Handtuch. Der neue Besitzer ist der Geschäftsmann Ferid Nasr von Exim Tours. 

Bild: Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons) 

Das Hotel stammt aus dem Jahr 1872 und wurde von 1903 bis 1905 im Stil der geometrischen Sezession umgebaut. Bis 1951 war das Hotel für Tschechoslowaken und Europäer eine gefragte Location, in der auch Franz Kafka Lesungen abhielt. Danach wurde das Hotel verstaatlicht und nach 1989 restituiert. Im Jahr 2016 wurde das Jugendstil-Hotel von der Development-Gesellschaft Prague Prime Home Management von Julius Meinl übernommen. Laut Nadine Gilles, Direktorin der Gesellschaft, sollte das historische Hotelgebäude umgebaut und im Innenhof um ein neues Gebäude erweitert werden. Heuer rechnete man mit der Eröffnung. Doch es kam anders. Man entschied sich, das Gebäude abzugeben. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Vergangenes Jahr begannen die Bauarbeiten auf der Rückseite des Hotels. Die Arbeit wurde unter anderem dadurch blockiert, dass die Verkehrspolizei Prag 1 keinen Kran auf dem Wenzelsplatz zuließ. Weiters könnte auch ein Grund sein, dass die Rückseite des Gebäudes schwer zugänglich ist und sich dadurch die Arbeiten als sehr kompliziert und möglicherweise zu teurer erwiesen.

Der neue Besitzer - über den Kaufpreis herrscht Stillschweigen - Ferid Nasr beabsichtigt, den Weg von PPHM fortzusetzen, und die Bauarbeiten zu finalisieren. "In Europa zu investieren ist für mich ein Traum. Gleichzeitig musste ich aber den wirtschaftlichen Aspekt der Transaktion vergessen. Die Investitionsrendite wird dreißig Jahre betragen, vielleicht sogar mehr", sagte Nasr. Die Finanzierung wird in Zusammenarbeit mit Banken abgewickelt.

Die Experten sehen den Deal durchaus positiv. "Ähnliche Immobilien sind nicht viele auf dem Markt. Es ist ein einzigartiges, historisch sehr wertvolles Gebäude, mit einer interessanten Geschichte und wie geschaffen für ein Luxushotel. In Zukunft gibt es nicht viel Raum für Hotelinvestitionen dieser Größenordnung", sagte Miroslav Linhart vom Finanzdiensleistungsunternehmen Deloitte, das die Interessen des Verkäufers vertreten hat. Ähnlich sieht es Jan Adámek, Direktor von Jan Hospitality. "Solche Hotels in Prag 1 sind knapp, und es gibt kaum einen Handel mit derartigen Gebäuden. Eine Gelegenheit wie der Wiederaufbau des Europahotels ist daher einzigartig."  Die Eröffnung des Hotels ist für Ende 2020 geplant. Betreiber wird, wie auch von Meinl bereits vorgesehen, die Marriott-Gruppe sein. "Die außergewöhnlichen historischen Details des Hotels werden erhalten und restauriert", versichert Nasr. Auf dem Wenzelsplatz soll damit erstmals die Luxushotelmarke W Hotels (Marriott) präsent sein. "Ich möchte, dass es das luxuriöseste Hotel in Mitteleuropa wird. Gleichzeitig möchte ich, dass es ein Ort ist, zu dem man gern auf einen Kaffee geht", fügte der neue Eigentümer hinzu. "Ich bin überzeugt, dass W zusammen mit anderen bereits laufenden oder geplanten Investitionen auf dem Wenzelsplatz zur Verschönerung des Stadtzentrums beitragen wird."

Riskante Investition

"Risiken bestehen natürlich, vor allem bei dem zurzeit auftretenden Mangel an hoch qualifizierten Fachkräften am Bau, die für eine solche Art des Wiederaufbaus notwendig sind", sagte Linhart. Das Gebäude ist bautechnisch schwer zugänglich. Ein Zubau ist im Innenhof vorgesehen, wo es schwierig sein wird, große Baumaschinen hinzubekommen. Um dort einen Kran aufzustellen, wird man die Hilfe eines Hubschraubers benötigen. "Wir hatten uns das Projekt in der Vergangenheit angesehen, aber wegen der hohen Baukosten machte es für uns keinen Sinn", sagte einer der wichtigsten Akteure auf dem Immobilienmarkt, der nicht genannt werden wollte.

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