Zuwanderer in Tschechien sollten Berufserfahrung und Sprachkenntnisse mitbringen, aber auch einen wirtschaftlichen Beitrag leisten. So will es zumindest die Bevölkerung. Doch selbst wenn die Voraussetzung alle erfüllt sind, ändert das nichts an Skepsis der Einheimischen. Selbst hochqualifizierte Ausländer stoßen in Tschechien häufig auf Diskriminierung. Das betrifft vor allem die Kommunikation in tschechischer Sprache und die Skepsis bei der Anerkennung ihrer Abschlüsse. Dies geht aus einer Studie der Abteilung für Entwicklungs- und Umweltstudien der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Palackýuniversität in Olmütz hervor.
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Aus den Antworten einer repräsentativen Umfrage unter Bürgern der Tschechischen Republik im Alter von 18 Jahren und älter geht hervor, dass die Tschechen eher jüngere Ausländer bevorzugen, die gleichzeitig über langjährige Berufserfahrung verfügen - idealerweise mehr als 11 Jahre. "Bei der Entscheidung, wem ein Visum erteilt oder verlängert wird, spielen in erster Linie wirtschaftliche Kriterien eine große Rolle. Das heißt: die Art der Beschäftigung, die Qualifikation und die Fähigkeit, sich auf Tschechisch verständigen zu können", erklärte die Hauptverantwortliche des Projekts, Lucie Macková von der oben genannten Fakultät.
Philippinos und Vietnamesen haben die wenigsten Probleme
Ein weiterer wichtiger Faktor ist laut den Autoren der Studie die Herkunft der Migranten. "Ausländer aus Vietnam und den Philippinen haben den Ergebnissen zufolge deutlich höhere Chancen auf die Erteilung oder Verlängerung eines Visums als beispielsweise Ukrainer. Am anderen Ende der Skala stehen Migranten aus Syrien und Ägypten, deren Chancen deutlich geringer sind", betonte Macková. Teil der Studie waren auch 73 ausführliche Interviews mit hochqualifizierten Migranten, die in Tschechien leben. Alle hatten einen Hochschulabschluss, berichteten jedoch von Erfahrungen mit Diskriminierung, hervorgerufen durch Sprachbarrieren und Schwierigkeiten bei der Anerkennung ausländischer Qualifikationen.
Tschechien für qualifizierte Migranten eher eine Zwischenstation
Ein großes Problem ist laut Macková, dass ausländische Qualifikationen in Tschechien nicht automatisch anerkannt werden. "Ausländische Abschlüsse wecken Misstrauen, und Sprachbarrieren erschweren die berufliche Integration zusätzlich. Das gilt insbesondere für spezielle Bereiche wie das Gesundheitswesen", merkte sie an. Besondere Aufmerksamkeit widmeten die Autoren der Studie ausländischen Wissenschaftlern und Doktoranden, die oft mit niedrigen Löhnen und instabilen Arbeitsbedingungen konfrontiert sind, was die Tschechische Republik aus Sicht dieser Fachkräfte eher zu einer Zwischenstation, als zu einem Zielort macht. Einige mussten nebenbei Geld verdienen und arbeiteten beispielsweise in Fastfood-Restaurants.
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