Künftige Bauvorhaben sind auf Grund des Personalmangels gefährdet, und es deutet alles darauf hin, dass es noch schlimmer wird, da nach Meinung von Vertretern der Baubranche die notwendigen Berufe aus der Branche verschwinden und das Interesse junger Menschen sukzessive sinkt. Sollte auch noch ein Großteil der ukrainischen Arbeiter heimkehren, würde das für Tschechien einem arbeitstechnischen Supergau gleichkommen.
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"Bei der Besetzung von Fachpositionen stellen wir häufig einen Mangel an relevanten Bewerbungen fest. Die eingereichten Lebensläufe entsprechen oft nicht den Anforderungen und die Profile der Bewerber sind für die jeweiligen Tätigkeiten nicht geeignet", sagte Lenka Slouková, HR-Managerin bei OHLA ŽS, gegenüber Novinky.cz
Der Verband der Bauunternehmer (SPS) warnte, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre bis zu 74.000 Arbeitskräfte fehlen könnten, und das obwohl die Branche bereit ist, erhöhte Löhne zu zahlen. Allein im ersten Quartal stiegen die Gehälter um 10,3 Prozent.
Gesamtzahl der TU-Studenten nimmt rapide ab
"Während die Gesamtzahl der Hochschulstudenten seit 2001 um 55 Prozent gestiegen ist, ist die Zahl der Studenten in technischen Studiengängen um 27 Prozent zurückgegangen. Wenn sich dieser Trend nicht ändert, wird nicht nur die Entwicklung des Sektors, sondern die gesamte Branche erheblich gefährdet sein", warnte der technische Direktor des SPS, Pavel Ševčík.
Private Haushalte mit geringem Einkommen werden sich auf lange Wartezeiten einrichten müssen
Ähnlich sieht es auch Martin Trešl, Direktor des auf Gebäudesanierungen spezialisierten Unternehmens Austrotherm. Seiner Meinung nach wird sich der Arbeitskräftemangel nicht nur auf Großprojekte auswirken, sondern auch auf die Geldbörsen der Normalbürger, die Reparaturen oder Renovierungen an ihren Wohnungen und Häusern benötigen. Es ist mit Wartezeiten bis zu zwei Jahren zu rechnen, und man wird einen Aufpreis zahlen müssen, damit es schneller geht, was wiederum Haushalte mit geringem Einkommen stark belasten kann, warnte er.
Das alte Leiden mit Arbeitskräften aus dem Ausland
Viele Unternehmen fordert schon seit langem eine Lockerung der Regeln für die Beschäftigung von Ausländern, beißen aber bei der derzeitigen Regierung auf Granit. Sie weisen darauf hin, dass die tschechische Bauindustrie beispielsweise ohne Ukrainer nicht mehr auskommen kann, die von den derzeitigen 415.000 Beschäftigten bereits mehr als ein Zehntel ausmachen. Sollten, beispielsweise im Falle einer Friedensvereinbarung zwischen der Ukraine und Russland, ein Großteil der ukrainischen Facharbeiter zurück in die Heimat gehen, würde es in der tschechischen Baubranche finster aussehen.
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