An sich war in Tschechien ein Mittagessen in einem Restaurant oder Gasthaus bei einer Vielzahl der Bevölkerung Usus. Das hat sich nach Covid geändert, was in erster Linie an den extremen Preiserhöhungen liegt. Während vor der Pandemie ein Menü-Hauptgericht etwas mehr als 100 Kronen (4 Euro) kostete, muss man jetzt durchschnittlich 182 Kronen (7,20 Euro) auf den Tisch legen - und in Prag können es sogar noch 40 Kronen (1,80) mehr sein.
Illustrationsbild: GettyImages
Zum Beispiel ein Mittagsmenü: Paniertes Schnitzel (Schwein oder Huhn) mit Kartoffeln wurde in den letzten fünf Jahren von durchschnittlich 111 Kronen (4,50 Euro) auf 168 Kronen (6,75 Euro) gestiegen. Rindergulasch stieg laut den Daten des Dotykačka-Systems (elektronisches Kassensystem) von 106 Kronen (4,30 Euro) auf 168 Kronen (6,75 Euro), und für einen Caesar-Salat musste man 2020 durchschnittlich 126 Kronen (5 Euro) bezahlen, nun sind es 148 Kronen (6 Euro).
Am Abend sind die Preise in Restaurants traditionell höher. Das Panierte Schnitzel kostet à la carte 192 Kronen (7,70 Euro) und der Caesar-Salat 211 Kronen (8,50 Euro).
Tschechen reagieren auf die Preiserhöhungen mit Einsparungen
Der Preisanstieg wirkt sich auf das Verhalten der Menschen aus. "Wir sehen, wie sich ihre Ausgaben verändern. Im Vergleich zu früher bestellen die meisten Menschen heute nur noch ein Hauptgericht zum Mittagessen. Viele, die einst regelmäßig essen gingen, verzichten ganz auf das Mittagessen. Man kann davon ausgehen, dass die Menschen häufiger Lunchboxen mit selbst zubereiteten Speisen in die Arbeit mitbringen", beschreibt Petr Menclík, CEO der Firma Dotykačka, den neuen Spartrend.
Die Daten zeigen, dass die Zahl der Mittagsgäste im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent zurückgegangen ist. Gleichzeitig ist auch zu beobachten, dass die Menschen beim Mittagessen weniger Nebenprodukte konsumieren. Während sie früher Suppe, Hauptgericht, Dessert und Getränk bestellten, beschränken sich viele nur noch auf das Hauptgericht.
"Mittagsmenüs werden zur Achillesferse der tschechischen Gastronomie"
"Von Jahr zu Jahr sinkt die Zahl der ausgegebenen Mittagessen, und damit logischerweise auch die Einnahmen. Früher machten Mittagessen etwa 35 Prozent des Umsatzes aus, heute sind es nur noch etwa 25 bis 30 Prozent. Mittagessen lohnen sich nicht mehr, weil man in der Zeit vom Mittagessen bis zum Abendessen die gleiche Anzahl an Mitarbeitern beschäftigen muss. Man erzielt eigentlich keine Gewinne mehr, und so werden Mittagessen zu einer Achillesferse in der tschechischen Gastronomie", erklärte Luboš Kastner, Mitinhaber der H5-Gruppe, zu der beispielsweise das Prager Restaurant "Červený jelen" gehört.
Eingeschränkte Öffnungszeiten, um Kosten einzusparen
Kastner weist auch darauf hin, dass derzeit ein internationaler Trend in Tschechien in Mode kommt, wonach nur wenige Restaurants sowohl zum Mittag-, als auch zum Abendessen geöffnet sind. "Sie öffnen um fünf Uhr und haben bis zum Abend geöffnet, von Sonntag bis Montag oder teilweise sogar bis Donnerstag sind sie geschlossen. Vor allem Gaststätten auf dem Land werden ihre Öffnungszeiten einschränken müssen", meint Kastner.
Gaststätten am Land besonders betroffen
"Vor allem in kleinen Gemeinden ist der Rückgang deutlicher als in großen Städten, und dort können auch die Ausgaben der Gäste zu späteren Stunden den Umsatz nicht retten. Der Einbruch der Mittagsumsätze entspricht dort einem Rückgang des Gesamtumsatzes von 12 Prozent", fügte Menclík hinzu.
Gastronome in mittelgroßen Städte können ihre Umsätze noch halten
Laut Menclík sind in den mittelgroßen Städten zwar die Mittagssalden an Wochentagen ebenfalls zurückgegangen, der Gesamtumsatz der Unternehmen ist jedoch nahezu unverändert geblieben ist. Dies liege daran, dass die Kunden zwar weniger zu Mittag essen, dafür aber nachmittags und abends mehr ausgeben, erklärte er.
Quelle: Seznam zprávy
Werbung/Inzerce
Deutschsprachige News aus Tschechien alle 14 Tage kostenlos in Ihrer Mailbox!