Für den Großteil der Tschechen ist Essen nach wie vor Nahrungsaufnahme, die nicht allzu viel kosten darf. Dies gilt vor allem für das Mittagsmenü. Qualität und Herkunft der Lebensmittel oder der Aufwand bei der Zubereitung wird von den Kunden kaum berücksichtigt. Wichtig ist der Preis. Das führt dazu, dass immer mehr Tschechen auf Restaurantbesuche verzichten oder die Konsumation einschränken, da die Gastronomen die von den Kunden erwartenden Preise nicht mehr halten können. Dies geht aus der diesjährigen Umfrage "Barometr Food" der Firma Edenred unter 3450 Restaurantgästen in der Tschechischen Republik hervor.
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So kostet beispielsweise ein Mittagsmenü in tschechischen Restaurants in diesem Jahr durchschnittlich 197 Kronen (8,10 Euro), gegenüber 2020 ist der Preis um 58 Kronen (2,40 Euro) gestiegen. Die meisten Menschen ist der Preis für das Mittagessen aber zu hoch, sodass sie oft auf das Mittagessen verzichten oder es einschränken. Laut der Umfrage meldet etwa ein Drittel der Betriebe einen Rückgang der Besucherzahlen.
Ein Rückgang von 25 Prozent der regelmäßigen Besucher gegenüber dem Vorjahr
Ein Viertel der Menschen besucht regelmäßig Restaurants, was einem Rückgang von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. "Als Erstes wird bei Restaurantbesuchen und Lebensmittel gespart", sagte Aneta Martišková von Edenred. Ihrer Meinung nach versuchen die Menschen, beim Einkaufen zu sparen, indem sie bis zur Hälfte ihrer Lebensmittel im Sonderangebot kaufen oder sich in den Restaurants bei der Auswahl der Speisen einschränken.
Viele Gäste reagieren auf die Verteuerung mit Einschränkung der Konsumation
So gönnt sich etwa ein Fünftel der Menschen ein komplettes Mittagessen mit Vorspeise, Suppe, Getränk und Dessert, ein Drittel verzichtet auf die Suppe und 38 Prozent trinken zum Mittagessen kein Getränk. "Die Konsumation beim Mittagsmenü wird immer weniger. Es wird darauf geachtet, dass das Essen günstig ist und schnell serviert wird", so Martišková.
Am meisten zahlen Gäste für ein Mittagsmenü in Prag, nämlich über 222 Kronen (9,14 Euro), gefolgt von Brünn mit einem Durchschnittspreis von 210 Kronen (8,64 Euro). Zu den drei Regionalhauptstädten mit den teuersten Mittagessen gehört auch Budweis. Das günstigste Mittagsmenü gibt es hingegen in Zlín – für 175 Kronen (7,20 Euro). Fast die Hälfte der Menschen hält laut der Umfrage einen Preis zwischen 121 Kronen (5 Euro) und 160 Kronen (6,60 Euro) für ein Mittagsmenü für angebracht.
Essensgutscheine als kleiner Stabilisator für die Mittagsgastronomie
Für Restaurants sind die Einnahmen aus dem Mittagsmenü ein wichtiger Teil ihres Umsatzes, weshalb sie versuchen, ihr Angebot anzupassen. Laut Tomáš Prouza, Präsident des Verbandes für Handel und Tourismus (SOCR), kaufen die Betriebe beispielsweise mehr vorbereitete Zutaten wie geschnittenes Gemüse oder Soßen ein, da sie sich keine Hilfskräfte leisten können.
Laut Martišková sind Essenszuschüsse ein Förderer für regelmäßige Restaurantbesuche. Rund die Hälfte der Menschen mit Essengutscheine gaben an dass sie ohne diesen Zuschuss weniger oft ein Restaurant besuchen würden.
Sparverhalten wirkt sich auf Gesundheit und Arbeitsleistung aus
Durch die Preissteigerungen verschlechtern sich auch die Ernährungsgewohnheiten der Tschechen. "Um Geld zu sparen, greifen die Tschechen zu preisgünstigeren Lebensmitteln, von denen viele jedoch qualitativ nicht hochwertig sind", warnte Martišková.
Laut Matyáš Fošum, stellvertretender Pressesprecher des Gesundheitsministeriums, stellen auch Mittagessen in Form von Snacks aus Automaten oder das vollständige Auslassen des Mittagessens ein Risiko dar. Unregelmäßige Mittagessen sind seiner Meinung nach mit einem Rückgang der kognitiven Funktionen, einem schlechteren Gedächtnis und einer geringeren Konzentrationsfähigkeit nach 14:00 Uhr verbunden. "Regelmäßige Mittagessen senken die Krankheitsfälle und Kosten", schloss Fošum.
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