Die Suche nach neuen Lager- oder Produktionsräumen ist für Unternehmen zu einem Adrenalinsport geworden. Es gibt keine freien Hallen. Schuld daran ist die Rekordnachfrage und die schwache Bautätigkeit. Die letzten freien Flächen sind wertvoll geworden und haben ihren Preis, berichtet das tschechische Online-Magazin Seznam Zprávy.
Bild: Sphalerit - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Neben einer Reihe von Problemen mit knappen Rohstoffen ist in der Bauindustrie ein weiteres dazugekommen. Unternehmen am Markt fehlen freie Lager und Produktionshallen. Und das in einer Zeit, in der die Nachfrage deutlich wächst. Nur noch 2,4 Prozent aller verfügbaren Objektflächen sind auf dem Markt. Noch nie gab es in Tschechien einen so geringen Leerstand an Gewerbeimmobilien.
Die Nachfrage nach Hallen ist enorm. Im zweiten Quartal haben Unternehmen laut Statistik des Industrieforschungsforums 387.700 Quadratmeter Hallenfläche angemietet. Die Zahl, die um erneuerte Verträge der Bestandsmieter bereinigt ist, ist historischer Rekord. "Der Grund für die aktuelle Situation ist ganz klar das geringe Angebot. Es beginnt mit dem Mangel an Grundstücken, setzt sich fort mit extrem langsamen Genehmigungsverfahren und endet damit, dass kaum angemietete Objekte frei werden, was wiederum durch das geringe Angebot verursacht wird", kommentierte Martin Polák, Leiter von Garbe Central and Eastern Europe.
Besonders auffällig ist die Situation rund um die beiden größten Städte. Lagerplätze dort zu finden, ist laut Maklern fast unmöglich. Die logische Folge ist eine Erhöhung der Mieten für die Lagerräumlichkeiten. "Die Mieten in Industrieparks rund um Prag sind im letzten Jahr um rund 30, in Brünn um etwa 20 Prozent gestiegen. Durch das margenschwache Geschäft könnten einige Speditionen in Schwierigkeiten geraten", sagte Jakub Holec, Inhaber der Beratungsgesellschaft 108 Agency mit Fokus auf Industrieimmobilien.
Der Kampf um die letzten leeren Flächen in den Hallen wird sich hinsichtlich des bevorstehenden Weihnachtsgechäft. noch verschärfen. Lager sind von strategischer Bedeutung, insbesondere für E-Shops und deren Spediteure. "Wir gehen davon aus, dass Warentransporte noch um ein Vielfaches steigen werden, deswegen erhöhen wir schon jetzt die Anzahl der Kuriere, verstärken die Autoflotte und erweitern die Lagerflächen. Wir erwarten in Spitzenzeiten bis zu 100.000 Pakete pro Tag", prognostiziert Daniel Mareš, CEO des Logistikunternehmens WeDo.
"Die extrem geringe Verfügbarkeit von Lagerflächen kann für Einzelhändler und Logistikunternehmen, die für das Weihnachtsgeschäft noch nicht disponiert haben, zu einem großen Problem werden", warnte Industrieimmobilien-Spezialist Christophe LaRue von Savills. Dazu kommt, dass sich durch Covid ein neuer Trend namens Nearshoring entwickelt hat. Das heißt, die Verlagerung der Produktion von Asien zurück nach Europa, um Logistikrisiken und -kosten zu reduzieren. .
"Im Vergleich zu Asien ist Tschechien zwar teurer, aber im Hinblick auf die Probleme in den letzten zwei Jahren ist für Unternehmen heute die Verlässlichkeit der Lieferkette, und damit der Standort von Produktion oder Lagern direkt in Europa wichtiger", sagte Immobilienexperte Petr Narwa von Prochazka & Partners.
In Tschechien gab es im zweiten Quartal insgesamt 9,3 Millionen Quadratmeter moderne Lager- und Produktionshallen. Von diesem Volumen standen knapp über 280.000 Quadratmeter zur sofortigen Belegung zur Verfügung.
Quelle: Seznam zprávy