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22 Oct
Tschechiens ambitionierte Energiepläne könnten am Arbeitskräftemangel scheitern

Geplant ist die Modernisierung des Übertragungs- und Fernwärmenetzes,die Fertigstellung von Kernkraftwerksblöcken und die Entwicklung kleiner Kernreaktoren. Alle diese Pläne sind sehr ambitioniert, aber wie die POWIDL-Redaktion in etlichen Artikeln anmerkte braucht es dazu qualifizierte Arbeitskräfte. Nun, wo etwa der Reaktorbau für Dukovany vergeben ist und es ernst wird, kommt langsam die Ernüchterung. Eine Wirkungsstudie von dem Beratungsunternehmen KPMG für Dukovany II zeigt, dass die Demografie keine guten Zahlen aufweist.

Das neue Mehrzweckgebäude am Gelände des AKW Dukovany

Bild:ČEZ

Der Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor des Kraftwerks Dukovany II, Petr Závodský gab sich zwar auf einer Konferenz des Instituts für öffentliche Diskussion (IVD) optimistisch, hatte aber auch seine Bedenken. Er merkte an, dass die Zahl der Absolventen technischer Studiengänge kontinuierlich abnimmt, während die tschechische Energiewirtschaft in den kommenden Jahren vor einer Reihe von Aufgaben steht. Eine davon ist beispielsweise die Verdreifachung des Anteils der Kernenergie an der Stromerzeugung, was allein bereits hohe Anforderungen an die personellen Kapazitäten stellt. 

"Wir brauchen Juristen, Ökonomen und Fachleute aus verschiedenen technischen Bereichen", erklärte Závodský und fügte hinzu, dass auch geologische und archäologische Untersuchungen, die Auswirkungen des Betriebs mehrerer Blöcke an einem Standort oder die Einspeisung der Leistung in das Netz geklärt werden müssen. Es gehe also auch um physikalische Themen und um den Transport schwerer Komponenten. 

Studie: Starker wirtschaftlicher Impuls, aber 12.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter werden fehlen - und fast doppelt soviel erreichen das 65. Lebensjahr

Dass die Demografie nicht gerade positive Zahlen aufweist, geht aus einer Wirkungsstudie von KPMG hervor, die sich mit der Bewertung der Vorteile und Risiken des Ausbaus von Dukovany befasst. Diese befasste sich in erster Linie mit den Regionen Hochland (Vysočina) und Südmähren ohne Brünn. "Bei einer mittleren demografischen Prognose werden bis 2040 in dem abgegrenzten Gebiet 12.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter fehlen. Im Gegensatz dazu werden wir 22.000 Menschen im Alter von 65 Jahren und älter verlieren", sagt Radek Chaloupka, Manager bei KPMG. 

Dennoch bezeichnet er den Bau von Dukovany als starken wirtschaftlichen Impuls, der das Potenzial hat, neue Arbeitnehmer und damit auch Einwohner anzuziehen, aber die Bilanz wird selbst dann nicht positiv sein. Laut Chaloupka werden auf jeden Fall ausländische Arbeitskräfte benötigt werden. Das wird jedoch nicht einfach werden, da auch in Ungarn und Polen neue AKW gebaut werden. Auch auf diesen Baustellen sind Arbeitskräfte mehr als gefragt. Dazu kommen die eher schleppenden Visa-Verfahren in Tschechien.

Ausländische Arbeitskräfte zu bekommen ist für tschechische Unternehmen nach wie vor schwierig

"Es dauert lange, jemanden aus dem Ausland hierher zu holen. Und oft bleibt der gesamte Prozess genau daran hängen. Wir müssen die Visa- und Nostrifizierungsprozesse vereinfachen und Sprachunterstützung hinzufügen. In vielen Betrieben erfolgt die Kommunikation mit den Behörden ausschließlich auf Tschechisch. Dabei sind wir im Energiebereich auf internationaler Ebene tätig", beklagte die Leiterin der Personalabteilung von ÚJV Řež, ein Unternehmen, das sich vor allem auf die Unterstützung des sicheren und effizienten Betriebs von Energiequellen, insbesondere der Kernenergie, die Entsorgung radioaktiver Abfälle, die Stilllegung kerntechnischer Anlagen, sowie deren Planung konzentriert. Es könnte also bei der Umsetzung der Energiepläne noch zäh werden.


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